Kaffee im Test: Ergebnisse schockieren – nur ein Produkt ist gut | Service

2022-09-03 09:37:06 By : Ms. Silvia Yu

In seiner Novemberausgabe hat das Verbrauchermagazin Öko-Test Kaffee getestet. Das Ergebnis ist für Kaffee-Liebhaber eine echte Enttäuschung.

Deutschland – Der obligatorische Kaffee am Morgen gehört für viele Menschen zum Start in den Tag unbedingt dazu. Denn nach einer Tasse koffeinhaltigem Kaffees fühlen wir uns erwiesenermaßen fitter und leistungsfähiger. Mittlerweile geht die Wissenschaft sogar davon aus, dass Kaffee in Maßen sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Öko-Test hat jetzt allerdings festgestellt, dass zahlreiche Marken-Produkte krebsverdächtige Stoffe in erhöhten Mengen enthalten.

Für seinen Test von gemahlenem Kaffee hat das Verbrauchermagazin insgesamt 20 Produkte eingekauft. Wie Öko-Test erklärt, wurde dabei ein Fokus auf besonders beliebte Marken gelegt.

Im Labor wurde unter anderem geprüft, wie hoch der Gehalt an Acrylamid und Furan in den Kaffees ist. Beide Stoffe entstehen während der Röstung und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Ebenso prüfte Öko-Test auch Faktoren wie Anbaubedingungen und Nachvollziehbarkeit der Lieferkette.

Die Ergebnisse des Tests könnte vielen die Kaffee-Laune verderben. Lediglich ein einziges Produkt schnitt gut ab. Daneben vergeben die Prüfer je fünfmal die Noten „Befriedigend“ und „Ausreichend“.

Die verbleibenden neun Produkte – und damit fast die Hälfte – fällt durch. Eine bekannte Kaffeemarke kassiert sogar das vernichtende Urteil „Ungenügend“ (weitere Testberichte auf RUHR24).

Das sind drei der zahlreichen Testverlierer:

Bei den Testverlierern kritisieren die Prüfer dabei zunächst Acrylamid. Der Stoff entsteht laut der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) natürlicherweise in stärkehaltigen Lebensmitteln während der Zubereitung bei hohen Temperaturen (beispielsweise beim Braten oder Rösten).

Nach eingehender Prüfung und Abschätzung der Risiken kam die Efsa im Jahr 2015 zu dem Schluss, dass Acrylamid in Lebensmitteln das Krebsrisiko für Verbraucher aller Altersgruppen potenziell erhöht.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erklärt, Acrylamid habe Erbgut veränderndes und Krebs erzeugendes Potenzial. Daher könne „keine sichere Verzehrmenge abgeleitet werden“. Und es müssten „Möglichkeiten gefunden werden, um die Acrylamidkonzentration in Lebensmitteln so weit wie möglich zu reduzieren.“ Eben dieses schaffen die großen Kaffee-Produzenten offenbar aber nicht, wie der aktuelle Test zeigt.

Ein ähnliches Problem liegt bei Furan vor. Laut BfR handelt es sich bei dem Stoff eine flüchtige Verbindung, die beim Erhitzen von Lebensmitteln entstehen kann. Geröstete Lebensmittel enthielten demnach oftmals eine erhöhte Menge an Furan. Furan stehe im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. In Tierversuchen konnte das beobachtet werden. Zudem habe es eine leberschädigende Wirkung, erklärt das BfR weiter.

Die Efsa kommt ebenfalls zu dieser Einschätzung. Gefährdet seien dabei vor allem Verbraucher, die große Mengen an furanhaltigen Lebensmitteln – wie Kaffee – zu sich nehmen.

Von beiden Schadstoffen findet Öko-Test bei den bemängelten Marken „erhöhte Werte“. Wichtig zu wissen: Die Prüfer sind, was die Werte angeht, noch strenger als die Efsa.

Während es zahlreiche der besser bewerteten Hersteller immerhin schaffen, den Acrylamid-Gehalt zu reduzieren, bewertet Öko-Test die Furan-Menge in jedem getesteten Produkt als zu hoch. Auf den Kaffee-Genuss müssen Verbraucher aber dennoch nicht unbedingt verzichten.

Denn wie die Efsa erklärt, könne durch die Zubereitungsart von Kaffee der Furangehalt im Getränk reduziert werden. Die Verluste bei gekochtem/türkischem Kaffee seien dabei 3- bis 4-mal größer als bei Filterkaffee und Espresso.

In Studien fand Eurofins im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zudem heraus, dass die höchsten Furangehalte hingegen in Kaffeegetränken aus automatischen Kaffeemaschinen nachzuweisen sind. Die gute alte Kaffeemaschine – oder noch besser der Handaufguss – sind also aus dieser Sicht Vollautomaten vorzuziehen.

Furan ist übrigens auch bei der Herstellung von Babybrei ein Problem – auch hier schaffen es die Hersteller nicht, schadstofffrei zu produzieren.

Schadstoffe waren aber nicht das einzige Problem im Test. Das Verbrauchermagazin bemängelte auch fehlende Bemühungen um Menschenrechte und Umweltschutz in den Produktionsländern. Lediglich sechs Anbieter im Test hätten außerdem die Lieferkette für ihre Kaffees komplett belegen können.

Immerhin: Im Geschmack können viele Produkte überzeugen. Rund die Hälfte der Kaffees schmeckt den Prüfern „gut“ oder sogar „sehr gut“.

Rubriklistenbild: © Lev Dolgachov/Zoonar/picture alliance, Öko-Test; Collage: RUHR24