Emulgatoren kommen häufig in Backwaren, Dressings oder Mayonnaise vor. Doch wie gefährlich sind sie für uns? / Foto: ©iStock/gpointstudio
Was sind Emulgatoren überhaupt, muss man sie kennzeichnen und wie bedenklich sind sie für den Menschen?
Wasser und Öl lassen sich nicht gut vermischen. Jeder, der schon mal ein Salatdressing angerührt hat, weiß das nur zu gut. Auch die Lebensmittelindustrie hat bei der Herstellung von Eiscremes, Backwaren, Desserts, Schokolade oder Mayonnaise oft Schwierigkeiten, die verschiedenen Zutaten miteinander zu vermengen. An diesem Punkt kommen Emulgatoren zum Einsatz. Sie sorgen dafür, dass sich ursprünglich nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten verbinden lassen und eine cremige Masse ergeben. Durch den Einsatz der „E-Stoffe“ lässt sich neben der Konsistenz auch die Haltbarkeit vieler Produkte sicherstellen und verbessern.
In Deutschland sind 36 Emulgatoren zugelassen und werden mit E-Nummern auf den Lebensmittelverpackungen gekennzeichnet. Lebensmittelrechtlich muss der verwendete Stoff nicht mit seiner genauen Bezeichnung angegeben werden, es genügt lediglich ein Hinweis, dass ein Emulgator enthalten ist. Der wohl bekannteste Emulgator ist Lecithin (E322), welcher auf natürliche Weise reichlich in Eigelb, Hülsenfrüchten und Milch enthalten ist. Zu den künstlichen Emulgatoren zählt zum Beispiel Polysorbat (E432). Eine Liste aller dieser Stoffe und deren E-Nummern können Sie bei der Verbraucherzentrale bestellen. Das Wissen der Verbraucherzentrale über Zusatzstoffe ist aber auch in die kostenlose CodeCheck App integriert, die Ihnen auch weitere Infos zu Inhaltsstoffen in Lebensmitteln sowie Kosmetikprodukten liefert.
Die meisten Emulgatoren gelten als unbedenklich. Dem Bundesamt für Risikobewertung (BfR) zufolge werden sie erst „nach einer umfassenden Risikobewertung“ zugelassen und sollten daraufhin bei Verwendung einen festgelegten Wert nicht überschreiten.” Umfangreiche Studien fehlen hier jedoch zum Teil. Einige Emulgatoren gelten zum Beispiel bei übermäßigem Verzehr als abführend, wie Hydroxypropylcellulose (E 463), Hydroxypropylmethylcellulose (E 464), Zuckerester von Speisefettsäuren (E 473) und Zuckerglyceride (E 474). Kritisch anzusehen ist zudem, dass bei der Herstellung von bestimmten Emulgatoren auch gentechnisch veränderte Organismen eingesetzt werden dürfen, die nicht deklariert werden müssen. Die Auswirkungen dieser Substanzen sind jedoch noch weitgehend unbekannt.
Eine 2015 im „Nature“-Magazin veröffentlichte Studie der Georgia State University in Atlanta beschreibt einen Zusammenhang zwischen Emulgatoren und der Störung der Darmflora. Dadurch kann ein erhöhtes Risiko für chronische Darmerkrankungen entstehen. Seit längerem schon vermuteten Forscher eine negative Auswirkung der Substanzen auf die Gesundheit wie auf die Entwicklung chronischer Darmerkrankungen oder dem metabolischen Syndrom, welches oft mit Fettleibigkeit, Bluthochdruck und einer erhöhten Neigung zu Diabetes einhergeht. So könnten Emulgatoren an der starken Zunahme der Gesundheitsprobleme seit Mitte des 20. Jahrhunderts beteiligt sein, vermuten die Forscher.
Da unsere Nahrung eng mit Mikrobiota interagieren, prüften die Forscher, ob die modernen Lebensmittelzusätze Darmbakterien empfindlicher für Entzündungen machen würden. Dafür gaben sie normalen Labormäusen sowie solchen mit einer Veranlagung für chronische Dickdarmentzündungen 12 Wochen lang Trinkwasser, welches mit zwei in der Lebensmittelindustrie häufig verwendeten Emulgatoren vermischt wurde: Carboxymethylcellulose und Polysorbat 80. Die Konzentration entsprach auch der in herkömmlichen Lebensmitteln verwendeten Menge. Das Ergebnis: Normale Mäuse fraßen wesentlich mehr und wiesen eine veränderte Darmflora auf, wodurch Entzündungen wahrscheinlicher wurden. Von den veranlagten Mäusen erkrankten 60 Prozent an einer chronischen Dickdarmentzündung, wohingegen solche die mit normaler Nahrung gefüttert wurden nur in zehn Prozent der Fälle erkrankten. Die schützende Schleimschicht der Darmwand wurde dünner und die Zusatzstoffe veränderten die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften im Darm.
Alexander Swidsinski von der Berliner Charité ist davon überzeugt, dass sich die Resultate auch auf den Menschen übertragen lassen. Bisher wurde sich bei der Überprüfung von Lebensmittelzusatzstoffen zu stark auf giftige oder krebserregende Effekte konzentriert, die womöglich schädigende Wirkung von Emulgatoren aber eher außer acht gelassen. Normalerweise gebe es beispielsweise Botenstoffe in unserem Körper, die uns signalisieren, dass wir satt sind. Emulgatoren könnten diese Botenstoffe blockieren, sodass Fettleibigkeit entstehen kann und das metabolische Syndrom begünstig wird. Die Forscher plädieren deshalb für stärkere Kontrollen und eine intensive Überprüfung der Langzeitwirkungen.
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.
Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser speichern, bis ich wieder kommentiere.